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Industrie-Schweiz - News-Corner
 
19.06.2020
 
  
Meyer Burger Technology AG: Neue strategische Ausrichtung
    
Meyer Burger Technology AG will sich vom Maschinenanbieter zu einem technologisch führenden Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen wandeln. Kapitalerhöhung mit Bruttoerlös von CHF 165 Millionen geplant.

Der Verwaltungsrat der Gesellschaft beantragt den Aktionären anlässlich einer auf den 10. Juli 2020 einberufenen ausserordentlichen Generalversammlung eine ordentliche Kapitalerhöhung. Im Rahmen der Kapitalerhöhung sollen der Gesellschaft Mittel im Umfang von CHF 165 Millionen Bruttoerlös zufliessen.

Neue strategische Ausrichtung erlaubt vollen Wert der Technologieführerschaft zu heben
Im Rahmen der ordentlichen Generalversammlung am 13. Mai 2020 hatte Meyer Burger bekannt gegeben, Pläne für eine eigene, gross skalierte Zell- und Modulproduktion in Deutschland zu prüfen. Grund für diesen fundamentalen Richtungswechsel ist die Erkenntnis, dass Meyer Burger aus ihrer Technologieführerschaft in den letzten Jahren keinen Gewinn erzielen konnte. Meyer Burger hat die Entwicklung der Photovoltaik entlang der gesamten Wertschöpfung geprägt und setzte die wesentlichen Standards der Industrie, wie zum Beispiel die Diamantdrahtsäge-Technologie, die PERC-Technologie und Präzisionsmesstechnik für Solarmodule. Ein Grossteil der heute weltweit produzierten Solarmodule basiert auf Technologien von Meyer Burger. Mit dem Verkauf ihrer Maschinen gab Meyer Burger jedoch ihre Technologie aus der Hand und überliess die Realisierung des geschaffenen Mehrwerts weitestgehend ihren Kunden.

Der Verwaltungsrat von Meyer Burger hat entschieden, Produktionsmaschinen für die Heterojunction/ SmartWire grundsätzlich nur noch exklusiv zum eigenen Gebrauch herzustellen und beabsichtigt, Meyer Burger als technologisch führenden Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen aufzustellen. Dadurch bleibt die gesamte Wertschöpfung bei Meyer Burger. Die proprietäre Technologie und das Know-how werden besser geschützt und künftige Verbesserungen der Fertigungsanlagen werden nicht mehr mit Dritten geteilt. Das Geschäft mit Standardequipment und das Servicegeschäft wird unverändert weitergeführt.

Nach ausführlicher Evaluation der strategischen Optionen, hat der Verwaltungsrat von Meyer Burger entschieden, das Geschäftsmodell zukünftig auf die eigenen Zell- und Modulproduktion auszurichten. Leider konnte Meyer Burger in gegebener Zeit keine für beide Parteien vorteilhafte Kooperation mit REC eingehen, da diese die Zusagen der gegenseitigen Absichtserklärung ("MoU") bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfüllen konnte. Hieraus resultierend verfolgt der Verwaltungsrat von Meyer Burger diese strategische Option nicht weiter.

Neues Geschäftsmodell mit bedeutendem Gewinnpotenzial
«Der Wandel vom Maschinenanbieter zum vertikal integrierten Zell-und Modulhersteller ist der richtige und konsequente Schritt, um uns einen angemessenen Anteil am Wert zu sichern, den unsere global führende Technologie generiert», erklärt Franz Richter, Verwaltungsratspräsident der Meyer Burger Technology AG. Mit Heterojunction/SmartWire hat Meyer Burger die Photovoltaiktechnologie der nächsten Generation entwickelt und zur Marktreife gebracht. Die Heterojunction/SmartWire-Technologie ist effizienter und ertragsstärker als der aktuelle Standard Mono-PERC, wie auch als andere derzeit erhältliche Heterojunction-Technologien. Die hohe Leistungsfähigkeit der Module bei vergleichsweise geringen Produktionskosten ermöglicht sowohl den Eintritt in das margenstarke und überproportional schnell wachsende Segment der Dachanlagen als auch in das preissensitivere Segment der Solarkraftwerke. Auf dieser Grundlage kann das Unternehmen nach Auffassung des Verwaltungsrats eine einzigartige Positionierung in der Photovoltaik-Industrie erreichen und mit attraktiven Margen einen substanziellen und nachhaltigen Mehrwert für ihre Aktionäre schaffen.

Mit dem erfolgreichen Aufbau einer 600 MW Produktionslinie für einen Kunden hat Meyer Burger Ende 2019 den Anwendungsbeweis der Heterojunction/SmartWire in der Massenproduktion erbracht. Mit den Erlösen aus der Kapitalerhöhung sollen in erster Linie Produktionskapazitäten und Vertriebsorganisation aufgebaut werden. Mit der geplanten Übernahme von bereits bestehenden Produktionsstandorten in Deutschland spart Meyer Burger signifikant Zeit und Geld.

Meyer Burger beabsichtigt, die Produktion im ersten Halbjahr 2021 zu starten und sie in den folgenden Jahren schrittweise auszuweiten. Aktuell liegen Kaufabsichtserklärungen von potenziellen Kunden aus Europa und den USA im Umfang von insgesamt über 2 GW pro Jahr vor. Zunächst sollen Solarmodule in erster Linie für das attraktive Segment der Dachanlagen hergestellt werden. Meyer Burger strebt in dieser Phase eine jährliche Produktionskapazität von 400 MW an. Der Verwaltungsrat rechnet damit, dass die neu ausgerichtete Meyer Burger Gruppe bereits mit diesem Produktionsvolumen einen operativen Gewinn erreichen kann.

CEO Gunter Erfurt sagt: «Der nächste Technologieschritt ist vergleichbar mit dem Übergang von 4G auf 5G in der mobilen Kommunikation. Nur Meyer Burger hat die 5G-Technologie der PV-Industrie zur Markreife geführt. Wir können mit unseren Produkten bereits in einem Jahr am Markt sein. Unsere Fertigung in Europa ist wettbewerbsfähig und bietet ein bedeutendes Gewinnpotenzial.

Der erwartenden Nachfrage nach den hochwertigen Produkten von Meyer Burger entsprechend ist beabsichtigt, durch Aufnahme von insgesamt rund CHF 180 Millionen Fremdkapital im Jahr 2021/22 die jährliche Kapazität bis 2022 auf 1,4 GW Zell- und 0,8 GW Modulproduktion auszuweiten. Meyer Burger erwartet auf dieser Basis innerhalb von drei Jahren einen jährlichen Umsatz von CHF 400 Millionen – CHF 450 Millionen und eine EBITDA Marge von 25% – 30% zu erreichen.

Längerfristig wird ein Ausbau auf mindestens 5 GW angestrebt. Bei entsprechender Nachfrage sind weitere Modulfertigungen im europäischen und nordamerikanischen Raum geplant, die aus zentraler Zellenfertigung beliefert werden können. Sukzessive soll dann auch der Marktanteil im Solarkraftwerksegment erhöht werden.

Geistiges Eigentum wird in Zukunft besser geschützt
Damit das Wertschöpfungspotenzial dieser neuen Technologie und das eigene Know-how möglichst vollständig bei Meyer Burger verbleiben, setzt Meyer Burger künftig auf ein geschlossenes Geschäftsmodell (Captive Modell), bei dem ihre führende Technologie grundsätzlich nur noch für eigene Zwecke genutzt werden soll. Insgesamt über 45 Patentfamilien schützen die Heterojunction/SmartWire-Technologie, Herstellungsverfahren, Maschinen und Produkte sowie weitere, bereits in Entwicklung befindliche Technologiestufen. Mit dem Einstieg in die eigene Fertigung kann Meyer Burger ihr geistiges Eigentum und ihr langjähriges Know-how besser schützen.

Fraunhofer Gutachten bestätigt Effizienzgewinn und technologischen Vorsprung von mindestens drei Jahren
Ein von Meyer Burger in Auftrag gegebenes Gutachten des weltweit renommierten Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) bestätigt den globalen Technologievorsprung von mindestens drei Jahren und die Marktreife der Heterojunction/SmartWire-Technologie von Meyer Burger. Jüngst hat das Fraunhofer ISE zudem einer im Mai 2020 mit neuester Technologie hergestellten Heterojunction-Solarzelle eine Rekordeffizienz von 25,4% bescheinigt.

Angaben zur geplanten Kapitalerhöhung
Um den Aufbau der Produktionskapazitäten für die geplante eigene Zell- und Modulfertigung sowie der diesbezüglichen Vertriebsstrukturen zu finanzieren, lanciert Meyer Burger eine Kapitalerhöhung mit einem beabsichtigten Bruttoerlös von CHF 165 Millionen. Bedingung für die Durchführung der Kapitalerhöhung ist, dass ein Bruttoerlös von mindestens CHF 150 Millionen erzielt wird. Unter Vorbehalt allfälliger Änderungen werden den Aktionären dabei an der ausserordentlichen Generalversammlung die folgenden zwei Transaktionsvarianten zur Abstimmung unterbreitet. Dieses Vorgehen bezweckt, möglichst grosse Transaktionssicherheit zu gewährleisten. Der Entscheid über die gewählte Struktur soll aber letztlich den Aktionären überlassen werden. Aus technischen Gründen erfordern beide Varianten die Zustimmung von zwei Dritteln der vertretenen Aktienstimmen.

Der Verwaltungsrat bevorzugt Transaktionsvariante I, weil diese Variante nach Auffassung des Verwaltungsrats eine höhere Preisstabilität bietet sowie eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweist, neue institutionelle Investoren als Aktionäre zu gewinnen. Um eine möglichst grosse Transaktionssicherheit zu erreichen, empfiehlt der Verwaltungsrat den Aktionären jedoch, beiden Transaktionsvarianten zuzustimmen.


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