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Industrie-Schweiz - News-Corner
 
20.02.2020
 
  
Swiss Centers China (SCC): Schweizer Firmen in China kämpfen mit Folgen des Coronavirus
    
Schweizer Firmen in China kämpfen mit Folgen des Coronavirus, aber sehen Licht am Ende des Tunnels

- Personalmangel, Produktionsausfälle, Reisebeschränkungen, unterbrochene Lieferketten und geringere Nachfrage: Schweizer Unternehmen in China kämpfen mit den Auswirkungen der Epidemie, sehen aber Licht am Ende des Tunnels.
- Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten und kranken Personen beginnt zu sinken: Mehr als 16.000 Patienten haben sich erholt.
- Eine breit angelegte Regierungsstrategie zielt darauf ab, die wirtschaftliche Produktion anzukurbeln und die Unternehmen zu entlasten, zum Beispiel mit Darlehen oder der Verzögerung von Steuer- und Sozialabgaben. Experten des Swiss Centers China erwarten, dass das Konjunkturprogramm die wirtschaftlichen Schäden kompensieren wird.

Die Coronavirus-Epidemie ist nicht nur ein humanitäres Desaster; die noch nie dagewesenen Massnahmen zur Bekämpfung treffen die chinesische Wirtschaft hart. Quarantänen haben Wanderarbeiter daran gehindert, nach den verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahr wieder an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. Die meisten internationalen Flüge wurden gestrichen, zahlreiche Strassen- und Bahnverbindungen zwischen den Provinzen wurden blockiert. Viele Geschäfte und Restaurants sind nach wie vor geschlossen, der chinesische Tourismus kam zu einem Stillstand – sowohl in China als auch international.

«Die meisten Büroangestellten der Swiss Centers China Mitgliedsfirmen arbeiten zurzeit ohne erhebliche Auswirkungen auf das Tagesgeschäft von zuhause aus. Für Produktionsunternehmen wird es aber zur grossen Herausforderung, ihre Arbeiter aus den Provinzen zurückzuholen und Komponenten von einheimischen Zulieferern zu bekommen», erklärt Nicolas Musy, Delegierter des Verwaltungsrats des Swiss Centers China (SCC), einer Nonprofit-Organisation, die Markteintrittshürden für Schweizer Unternehmen in Asien beseitigt. In einer aktuellen Umfrage von SwissCham China in Kooperation mit der Schweizer Botschaft gaben 71 Prozent der befragten Schweizer Firmen an, dass der Coronavirus ihr Geschäft negativ beeinflusst. 21 Prozent erwägen eine Budgetkürzung von mehr als 15 Prozent.

«Die Coronavirus Epidemie wird unser operatives Geschäft im Februar erheblich beeinflussen. Wir haben unsere Verkaufsaktivitäten gestoppt. Unsere Kunden leiden ebenso unter der aktuellen Situation», berichtet Joe Liu, Geschäftsführer bei Fraisa China, einem Spezialisten für Zerspanungswerkzeuge. «Es herrscht nach wie vor Ungewissheit, aber wir hoffen, dass die Situation schon bald unter Kontrolle ist.»

Simon Law, China-Vorsitzender der Bossard Gruppe, ein Marktführer für Verbindungstechnologie, sieht ähnliche Probleme: «Wir erwarten dieses Jahr einen Verkaufsrückgang von zehn bis 15 Prozent – weil sich die Produktion bei unseren Kunden verlangsamt und wegen Einschränkungen in der Logistik.» Bossard China hat die erforderlichen Massnahmen im Einklang mit den Richtlinien der Regierung umgesetzt: Die Arbeit wurde wieder aufgenommen, ein Teil der Belegschaft arbeitet von zuhause. Simon Law: «Wir werden unseren Kunden trotz dieser schwierigen Situation unser bestes Servicelevel bieten. Wir sind zuversichtlich, dass wir durch das Bossard Smart Factory Logistiksystem und andere Lösungen, die wir in den Produktionsstätten unserer grössten Kunden umgesetzt haben, die Auswirkungen der Krise auf unsere Kunden reduzieren können. Wir erwarten eine wirtschaftliche Erholung, sobald sich die Situation normalisiert hat, und wünschen China allen Erfolg bei der Bekämpfung der Epidemie.»

«Die Coronavirus Krise hat einen signifikanten Einfluss auf unser Geschäft», sagt der stellvertretende Geschäftsleiter eines weiteren Schweizer Unternehmens, ein Weltmarktführer mit Niederlassung in Shanghai. «Die Hälfte unserer Arbeiter kommt von ausserhalb Shanghais, einige von ihnen sitzen in den am meisten betroffenen Gebieten fest. Für diejenigen, die den Weg nach Shanghai schaffen, haben wir wie von der Regierung empfohlen eine 14-tägige Selbstquarantäne eingeführt. All dies, zusammen mit dem Stopp von Geschäftsreisen, der Aussetzung von Marketing-Events und unterbrochenen Lieferketten, beeinträchtigt den normalen Betrieb unseres Unternehmens gravierend.»

In dieser Zeit der Ungewissheit fokussieren sich zahlreiche Schweizer Firmen auf interne Online-Trainings. Sie versuchen, den wirtschaftlichen Schaden auf ein Minimum zu reduzieren und bereiten sich darauf vor, mit voller Kraft durchzustarten, sobald die Epidemie vorbei ist. Die Unternehmen im Swiss Centers Netzwerk, darunter Roche und Novartis, reagieren auf die Krisensituation recht ähnlich: Sie forcieren alle Massnahmen, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten sicherzustellen, verfolgen den Verlauf der Krise genau und haben weiterhin Zuversicht in den chinesischen Markt.

Schweizer Spenden
Viele der Schweizer Firmen haben bereits gespendet, um China in dieser Krisensituation zu helfen. Während zum Beispiel Novartis zwei Millionen RMB für die Red Cross Society of China zugesichert hat und mit Gesichtsmasken, medizinischem Alkohol, Schutzanzügen und -brillen hilft, arbeitet Roche eng mit den chinesischen Gesundheitsbehörden zusammen und hat Diagnosetests, medizinische Vorräte und finanzielle Unterstützung für die betroffenen Gebiete gespendet. Zahlreiche weitere Schweizer Firmen haben ebenso geholfen.

Zhen Xiao, Geschäftsführer des Swiss Centers China, erklärt: «Es wird mit Sicherheit einen negativen Einfluss auf das BIP-Wachstum geben. Der Dienstleistungssektor, der mehr als die Hälfte des chinesischen Bruttoinlandsproduktes ausmacht, wurde hart getroffen. In industriellen Sektoren werden sich einige Firmen wohl nach alternativen Zulieferern ausserhalb von China umsehen. Auf der positiven Seite glauben wir, dass sich China von der Epidemie mit einem wieder ansteigenden Konsum erholen wird. Die Regierung hat bereits zahlreiche Richtlinien zur Unterstützung der Wirtschaft und Entlastung der Unternehmen verabschiedet.»

Umfassendes Konjunkturprogramm
Zum Beispiel hat die Regierung in Shanghai am 8. Februar einen detaillierten Leitfaden mit 28 Richtlinien veröffentlicht. Darin vorgesehen ist die Entlastung von Unternehmen durch spezielle Darlehen, die Verzögerung von Steuer- und Sozialabgaben sowie den Erlass von zwei Monatsmieten für KMUs in staatlichen Immobilien. Ähnliche Initiativen werden auf nationaler Ebene geplant. Präsident Xi Jinping hat die Umsetzung von Steuersenkungen angeordnet. Der Beginn von gross angelegten Bauprojekten im ganzen Land zum frühest möglichen Zeitpunkt wurde beschlossen. Banken wurden angewiesen, die Zinssätze zu senken.

«Wir erwarten, dass dieses breit angelegte Konjunkturprogramm den durch die Epidemie angerichteten wirtschaftlichen Schaden kompensieren wird», sagt Xiao. Nicolas Musy: «Diese Krise trifft zahlreiche Unternehmen, die aufgrund des Handelskrieges und dem verlangsamten BIP-Wachstum schon ein schlechtes Jahr 2019 hinter sich haben. Viele KMUs können ein schlechtes Jahr aushalten, aber würden zwei hintereinander nicht überleben. Es hängt nun davon ab, wie die Epidemie eingedämmt werden kann und wie schnell die Regierung die Wirtschaft ankurbeln kann, um die Verluste aus dem ersten Quartal wieder wettzumachen. Da die Glaubwürdigkeit der Zentralregierung auf dem Spiel steht, sind wir zuversichtlich, dass die wirtschaftlichen Massnahmen und die Anstrengungen zur Eingrenzung der Epidemie effektiv sein werden.»

Licht am Ende des Tunnels?
Die drastischen Massnahmen zur Bekämpfung der Epidemie zeigen Wirkung: Zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Krankheit ist die Zahl der Patienten, die aus dem Spital entlassen werden, grösser als die Zahl der Neuinfektionen. Insgesamt haben sich mehr als 16.000 Patienten erholt. Damit ist die Zahl der vom Coronavirus kranken Personen rückläufig.

Ausserhalb der Provinz Hubei, dem Zentrum des Krankheitsausbruchs, fällt die Zahl der Neuinfektionen seit nunmehr 16 Tagen. Musy: «Der kontinuierliche Rückgang der Neuinfektionen ausserhalb der Provinz Hubei seit dem 4. Februar ist ein erstes Licht am Ende des Tunnels. In den Küstenregionen Chinas, wo die grosse Mehrheit der Schweizer Unternehmen angesiedelt ist, ist es nur noch eine Frage von Wochen, dass die Arbeit mehr oder weniger normal aufgenommen wird – sofern die Arbeitskräfte zurückkehren können. Dazu kommt, dass die Zahl der Kranken in Hubei jetzt stabil bleibt. Das sollte es den Gesundheitsbehörden ermöglichen, alle Infizierten in Krankenhäusern unterzubringen und die Rate der Neuinfektionen zu verringern.»

Über Swiss Centers China (SCC)
Im Jahr 2000 als gemeinnützige schweizerisch-chinesische Public Private Partnership gegründet, ist Swiss Centers China heute bei weitem das grösste Cluster von Schweizer Unternehmen in Asien. Mit fünf strategisch positionierten Standorten an Chinas dynamischer Ostküste (Shanghai, Peking und Tianjin) bietet das SCC nicht nur Büro-, Werkstatt- und Ausstellungsflächen, sondern unterstützt seine Mitgliedsfirmen auch mit Government Relations, Technologietransfer und mit einem breiten Netzwerk an Experten. Das SCC hat in China mehr als 300 Unternehmen unterstützt – sowohl KMU als auch Grossunternehmen. Unter anderem haben die Experten des Swiss Centers 30 Produktionsbetriebe und mehr als 50 Büros und Vertriebsfirmen aufgebaut. Zudem veröffentlicht das SCC umfassende Studien und Analysen über Chinas wirtschaftliche Chancen und Herausforderungen und fördert die Marke «Swiss Made» sowie die Sichtbarkeit der Schweiz als Land der Innovation und führender Wirtschaftsstandort.


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