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Industrie-Schweiz - News-Corner
 
06.06.2018
 
  
FHS St.Gallen: Schweizer KMU sehen eher Chancen als Risiken in zukünftigen Veränderungen
    
Über zwei Drittel der Schweizer KMU erwarten innerhalb der nächsten zehn Jahre sehr starke Veränderungen, so ein Ergebnis des KMU Spiegels 2018 der FHS St.Gallen. Als Haupttreiber für Veränderungen nennen die Befragten den technologischen Wandel und die Veränderungen der Kundenbedürfnisse. Mehr als die Hälfte aller Befragten sehen jedoch eher Chancen und für lediglich 20 Prozent überwiegen die Risiken. Es ist schwieriger geworden, auf dem Markt langfristig erfolgreich zu sein, weswegen Schnelligkeit und Flexibilität für fast alle Branchen eine sehr hohe Bedeutung haben.

Veränderungen haben für Unternehmen eine grosse strategische Relevanz, da sie die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen positiv oder negativ beeinflussen können. Wenn es im Unternehmen aber gut läuft, dann fällt es vielen schwer, Veränderungen zu erkennen. Gleichzeitig fällt es nochmals schwerer, strategische Massnahmen zu ergreifen, die heute als störend oder sogar schmerzlich empfunden werden, auch wenn sie langfristig die Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen sollen. Veränderungen sind ein konstanter Begleiter von Unternehmen. Der KMU-Spiegel 2018 der Fachhochschule St.Gallen (FHS) untersuchte, welche Chancen und Risiken Veränderungen für Schweizer KMU bedeuten.

Die befragten KMU der vorliegenden Studie nehmen ihr Markt- und Wettbewerbsumfeld eher volatil als stabil wahr. In dieser Erkenntnis, stecke aber eine gute Nachricht, meint Prof. Dr. Rigo Tietz vom Institut für Unternehmensführung IFU-FHS und Studienleiter, da die KMU ein Bewusstsein dafür hätten, dass sich in ihrer Branche innerhalb des nächsten Jahres einiges verändern wird, rund ein Drittel der Befragten sogar von starken Veränderungen ausgehen. "Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird es nach Meinung von über zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer sehr starke Veränderungen geben", so Tietz. Als Haupttreiber für Veränderungen nennen die Befragten den technologischen Wandel und die Veränderungen der Kundenbedürfnisse.

Die vollständige Studie kann unter dem Link www.fhsg.ch/kmu-spiegel heruntergeladen werden.

Schweizer KMU blicken insgesamt eher optimistisch in die nahe Zukunft
Selbst wenn es schwieriger geworden ist, auf dem Markt langfristig erfolgreich zu sein, so ergab die Studie dennoch, dass mehr als die Hälfte aller Befragten eher Chancen in den erwarteten Veränderungen sehen, während für nur rund 20 Prozent die Risiken überwiegen. Als Risiken werden Punkte wie Preiszerfall, Kostendruck und sinkende Margen, Globalisierung und zunehmender internationaler Wettbewerb, abnehmende Kundentreue und neue Kundenbedürfnisse sowie der Mangel an qualifiziertem Personal genannt. Bei den Chancen wurden Aspekte wie die Digitalisierung und Nutzung neuer Technologien, der Fokus auf bestimmte Marktnischen oder der Standort Schweiz in Verbindung mit der sehr positiven Aussenwahrnehmung als Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit angegeben. Somit haben die KMU bezüglich den meisten Erfolgsindikatoren wie der Umsatzentwicklung überwiegend positive Erwartungen, während nur bei der Gewinnmarge in fast allen Branchen eher eine rückläufige Entwicklung vorausgesehen wird. Einzig in der IKT-Branche überwiegen auch hier die positiven Erwartungen leicht.

Auch produzierendes Gewerbe verhalten optimistisch
Vertreter aus dem produzierenden Gewerbe, der IKT-Branche und dem Dienstleistungssektor blicken zuversichtlicher in die Zukunft als der Gesamtdurchschnitt, während Unternehmen aus der Landwirtschaft deutlich verhaltener sind. Vor allem die Situation der Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe hat sich spürbar verbessert. Während in den letzten Jahren die Währungssituation mit dem starken Franken sowie die im internationalen Vergleich hohen Standortkosten in der Schweiz stark die Diskussion in der Branche bestimmt haben, können aktuell vermehrt wieder positive Signale, wie gute Auftragsbestände und leichte Wachstumsimpulse, wahrgenommen werden.

Dies erklärt Rigo Tietz damit, dass die Automatisierung für das produzierende Gewerbe vielleicht nicht so angsteinflössend sei, weil Unternehmen sich am Standort Schweiz in der Regel nur dann behaupten können, wenn sie bei ihren Prozessen bereits einen hohen Automatisierungsgrad erreichen und bei ihren Produkten der Konkurrenz aus dem Ausland immer einen Schritt voraus sind. Was bereits ist, kann zukünftig keine Angst mehr machen.

Veränderte Ansprüche der Mitarbeitenden
Je stärker die Veränderungen im Umfeld des Unternehmens ausgeprägt sind, umso stärker muss sich auch das Unternehmen verändern und neue Arbeitsformen und -modelle ganz oder teilweise umsetzen. Mitarbeiter aller Branchen, aller Unternehmensgrössen und aller Generationen wünschen mehr zeitliche, räumliche und zunehmend auch inhaltliche Flexibilität am Arbeitsplatz, als dies durch die Unternehmen aktuell ermöglicht wird. Führungskräfte werden weniger als autoritäre Instanzen gesehen, denn als Coaches, die sowohl inhaltliches als auch persönliches Feedback und Unterstützung anbieten können. Starke Veränderungen sind heute schon in der IKT-Branche feststellbar, mittlere im produzierenden Gewerbe und bei den Dienstleistungen, weniger Freiräume bestehen in der Baubranche, im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft.

Solchen Wünschen der Mitarbeiter schrittweise zu begegnen, kann künftig zu einem wichtigen Kriterium werden, um qualifizierte Mitarbeiter anzuziehen oder längerfristig an das Unternehmen zu binden. Wie eine Blaupause für ein zukunftsfähiges Arbeits- und Organisationsmodell für Unternehmen genau aussehen kann oder soll, kann kaum für alle Branchen und Unternehmenstypen pauschal beantwortet werden. Denn die jeweilige Situation der Unternehmen unterscheidet sich oft grundlegend voneinander. Vielmehr muss eine geeignete Form gefunden werden, die zum jeweiligen Unternehmen und zur jeweiligen Branche passt.

Die im KMU-Spiegel 2018 dargestellten Ergebnisse basieren auf einer zwischen Januar und Februar 2018 landesweit durchgeführten Online-Umfrage. Ergänzt wurden die Ergebnisse durch Experteninterviews mit Vertretern aus Berufs- und Branchenverbänden sowie diversen Unternehmen. Bei den Recherchen sind zudem die Erkenntnisse und Ergebnisse weiterer Untersuchungen und Analysen von Branchenverbänden, Institutionen oder Unternehmen eingeflossen. Das Ergebnis ist ein umfassendes, branchenspezifisches und facettenreiches Bild über Veränderungen in Schweizer KMU.

Die Besonderheit der Studie besteht darin, dass unterschiedliche Branchen, wie die dynamische Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche, das produzierende Gewerbe oder die tendenziell eher stabile Baubranche unter die Lupe genommen wurden. In diesem Jahr wurden erstmalig auch landwirtschaftliche Betriebe aus dem primären Sektor befragt.

Der KMU-Spiegel 2018 konnte dank der finanziellen Unterstützung und der inhaltlichen Begleitung von Helvetia Versicherungen und BDO Schweiz durchgeführt werden.
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