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Industrie-Schweiz - News-Corner
 
07.10.2016
 
  
KOF Konjunkturforschungsstelle: Zurück zu moderatem Wachstum
    
Nach einer Durststrecke erholt sich die Schweizer Wirtschaft langsam wieder. Als Wachstumstreiber wird der Transithandel immer wichtiger. Die übrigen Branchen entwickeln sich, mit Ausnahme des Detailhandels, seitwärts. Das Investitionsniveau bleibt eher schwach. Der Arbeitsmarkt erholt sich langsam, die Teuerung bleibt tief.

Internationales Umfeld
Für die kommenden Monate rechnet die KOF mit einem moderaten Expansionspfad der Weltwirtschaft. Die grössten Wachstumsbeiträge kommen aus den Schwellenländern. Allerdings werden die Zuwächse in China im Zuge des dortigen strukturellen Wandels sukzessive geringer, während der wirtschaftliche Aufschwung in Indien beständig bleiben dürfte. Ab dem kommenden Jahr sind unter der Annahme einer stabilen politischen Entwicklung und robuster Rohstoffpreise auch aus Russland und Brasilien wieder positive Beiträge zu erwarten. Die Weltkonjunktur ist weiterhin anfällig für neuerliche Krisen. In vielen Ländern ist die Verschuldung deutlich höher als noch vor der Grossen Rezession, wodurch wenig Spielraum für neuerliche Unterstützungsmassnahmen bleibt. Gekoppelt mit nur beschränkten Möglichkeiten zu weiteren geldpolitischen Lockerungsmassnahmen, erschwert dies den Regierungen bei Schocks unterstützend einzugreifen.

Entwicklung in der Schweiz
In der Schweiz ist auch zwei Jahre nach dem Frankenschock der Druck auf die Unternehmen hoch, die Betriebsabläufe zu optimieren bzw. effizienter zu gestalten. Der Frankenkurs hält sich seit einem Jahr gegenüber dem Euro ziemlich konstant. Das Niveau ist etwas erträglicher als in der ersten Zeit nach der Aufgabe des Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Neue Turbulenzen auf den Devisenmärkten, wie nach dem Brexit-Entscheid, führten nicht zu einer weiteren Aufwertung. Allerdings dürfte dies zu einem grossen Teil auf Interventionen der SNB zurückzuführen sein.

Die Schweiz kennt seit Jahren einen Überschuss im Aussenhandel, der anfänglich durch den Handel mit Dienstleistungen, vor allem Finanzdienstleistungen, zustande kam. Seit mehr als zehn Jahren werden nun auch im traditionellen Warenhandel Überschüsse erwirtschaftet und im selben Zeitraum hat der Transithandel als zusätzliche Einnahmequelle erheblich zum Aussenhandelsüberschuss beigetragen. Der Transithandel ist ein Teil des Grosshandels und der treibende Faktor für dessen zunehmenden Anteil an der Wertschöpfung. Der Anteil des Grosshandels nahm im Zeitraum 1997 bis 2014 von 7% bis auf etwa 10% zu.

Bauinvestitionen erholen sich, Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen von Sonderfaktoren geprägt
Die momentane Investitionsneigung in der Privatwirtschaft ist als verhalten zu bezeichnen, so kommen beispielsweise die grössten Impulse im Bau vom öffentlichen Sektor. Aufgrund der verhaltenen Entwicklung in den ersten zwei Quartalen geht die KOF von einer Stagnation der Bauwirtschaft im aktuellen Jahr aus. Allerdings sind die Finanzierungsbedingungen nach wie vor attraktiv und das wirtschaftliche Umfeld verbessert sich kontinuierlich. Aufgrund dieser guten Fundamentaldaten sowie hoher Investitionen in Spitalbauten und in Infrastrukturprojekte wird sich die Bauwirtschaft im nächsten Jahr erholen und einen Zuwachs von 1.2% erzielen. Die Ausrüstungsinvestitionen werden in der nächsten Zeit durch die Auslieferung von bereits seit Langem bestellten Schienen- und Luftfahrzeugen dominiert. Mit dem Wegfall der Sonderfaktoren sinken die Ausrüstungsinvestitionen im nächsten Jahr um 0.4% und erholen sich erst 2018 wieder.

Aussenhandel: Exportwachstum dank Pharmaindustrie
Die schweizerische Exportwirtschaft scheint auf den ersten Blick den Frankenschock vom letzten Jahr angesichts eines soliden Exportwachstums im ersten Halbjahr 2016 verdaut zu haben. Allerdings war das Exportwachstum der vergangenen Quartale höchst ungleich abgestützt: So sind die Zuwächse im Warenhandel fast ausschliesslich auf ein starkes Exportwachstum bei den pharmazeutischen Produkten zurückzuführen. Nach den starken Rückschlägen im letzten Jahr belebt sich der Handel mit den EU-Ländern, welche für die Schweiz nach wie vor den wichtigsten Exportmarkt bilden, zunehmend. Für das zweite Halbjahr rechnet die KOF entsprechend mit einer zögerlichen Exportentwicklung. Erst im nächsten Jahr dürfte eine breiter abgestützte Exporterholung einsetzen mit Zuwächsen von 2.3% im nächsten und 3.6% im übernächsten Jahr. Bei den Importen prognostiziert die KOF eine schwache Entwicklung. Nächstes Jahr dürften die Importe von Waren und Dienstleistungen wieder stärker zulegen. Neben der positiven Entwicklung im Exportsektor sind hier zusätzliche Investitionsgüterimporte massgeblich.


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